Eve Malherbe

Frankreich

Eve Malherbes künstlerischer Schwerpunkt liegt in der Malerei. Dem Textilen, ob als Gardine, Halskrause, Laken, Vorhang, Kleidung oder, wie in den aktuellen Arbeiten, völliger Umhüllung des Körpers, gilt ihr for-males wie inhaltliches Interesse. Die Beschäftigung mit den Möglichkeiten Stoff, Textil, Faltenwürfe haptisch auf einem zweidimensionalen Bildträger darzustellen, folgt einer formalästhetischen Praxis, die Malherbe prägnant künstlerisch umsetzt. Doch das beschreibt ihre Arbeiten nur zum Teil. Es ist vor allem die Ambiva-lenz, die sich im Stoff und in der Kleidung manifestiert. Kleidung als Schutz, als Möglichkeit mit seiner Persön-lichkeit zu spielen, zu erregen und zu erotisieren, sich zu verstecken, oder zu zeigen. Kleidung kann aber auch zum Gefängnis der Identität werden und diese er-sticken, ob in der Uniformität gesellschaftlicher Codes und Konventionen oder durch religiöse, patriarchal geprägte Kleidungsvorschriften. So zeigt Malherbe auch die „sozialen Einschnürungen“, die mit dem Tex-tilen verbunden sind und thematisiert die Festlegung von Geschlechterrollen. Andererseits haben ihre um-hüllten Körper im Bild auch etwas Skulpturales – vor allem dann, wenn der malerische Fokus nicht auf den Figuren liegt, sondern die Falten, Reflexionen, Materia-lien und Texturen im Mittelpunkt stehen. Hier werden ihre Bilder eng verknüpft mit den der Malerei imma-nenten Fragen nach Raum, Form und Textur. In ihrer Beschäftigung mit dem Textilen sowie der Falte im Speziellen, steht Malherbes Werk in der Tradition der Kunstgeschichte von der Antike bis zu Gegenwart: von der raumgreifenden Präsenz von Balzacs Mantel in der Skulptur Auguste Rodins bis hin zu den Kleiderhüllen in den Foto- und Videoarbeiten von Erwin Wurm.