Nicolas Marciano

Frankreich

Nicolas Marciano (*1992 Saint-Maurice/Frankreich) diplomierte 2016 an der L’École européenne supérieure d’art de Bretagne. In seinen Werken besteht eine starke Verbindung zum Thema Kindheit – mit all seinen Empfindsamkeiten, Schwächen und Plänen. In seine figurative, detailgenaue, nahezu fotorealistische Malerei integrierte er stets kindliche Zeichnungen: Blumen, Sonne oder Tiere, die mittels naiver Striche und einfacher Formen gezeichnet sind. Sie stehen in Kontrast zur meisterlichen Manier seiner Ölmalerei. Dabei entstehen zuweilen surreale, irritierende Szenen, die auch eine düstere Atmosphäre schaffen, etwa wenn er Dinosaurier-Heliumballons mit Kinderzeichnungen kombiniert. Über die genaue räumliche Verortung lässt uns der Künstler jedoch im Unklaren. Ist es eine Zeichnung an einer Mauer oder in einer Wohnung? In „Renard à la cabane“ ist es ein Fuchsballon, der über einem Nadelbaum schwebt. Neben diesem sieht man eine Zeichnung von einem Turm, von dem eine Strickleiter heruntergelassen wurde. Das alles wird hinterfangen von einer Landschaft. Eine Komposition, die der Einstieg in eine märchenhafte Erzählung sein könnte – aber auch in eine eher unheimliche Geschichte. Ebenso wie „Étoile au mirage“, wo ein goldener Stern durch eine Landschaft schwebt. Bereits der Titel deutet auf die Irrationalität der Szene hin. Alles nur Schein? Das neonfarbene Eichkätzchen hingegen scheint sich wie ein Seepferdchen an einen Grashalm zu klammern und man hat den Eindruck, die Szenen spiele unter Wasser. In anderen Bilderserien greift er das Motiv des Glassturzes wieder auf, das bereits in früheren Werken im Mittelpunkt stand. In „Globe à la montagne“ steht dieser in einer düsteren Felslandschaft, durch die eine neonfarbenen Linie geführt wird. Das Bild „Dessin sous globe“ zeigt eine Kinderzeichnung eines Dinosauriers unter dem Glassturz. Der Dinosaurier ist auf ein Schild gezeichnet, darüber sind Tropfen zu sehen. Das Ganze steht in einer menschenleeren Landschaft. Unheimlich, dystopisch, bedeutungsschwer? Der wahre Inhalt lässt sich schwer entschlüsseln und bietet Raum für allerhand Assoziationen. Nicolas Marciano erzählt uns mit seinen Bildern Geschichten, die in surrealen Welten spielen und doch mit Motiven arbeiten, die uns teilweise vertraut sind. Doch während im Glassturz die Kinderzeichnung behütet bewahrt wird, ist dieser selbst Teil eines Vanitas-Stilllebens und deutet auf den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens hin. So gesehen werden die neonfarbenen orangen und grünen Ballons und ihre Kinderzeichnungen auch vehement aus der Idylle gerissen.