Thomas Riess

Österreich

Thomas Riess ist ein exzellenter Maler und Zeichner. In beiden Medien ist das eindeutige Thema seiner Arbeiten der Mensch. Doch fordert Riess den Betrach-ter stets auf, bekanntes Terrain zu verlassen, um sich in das prekäre Verhältnis zwischen Wahrnehmung, Wirklichkeit und Interpretation derselben aufzuma-chen. Er spielt mit dem Sein und Schein einer medialen Bilderflut ebenso wie mit jenem der Malerei. Thomas Riess wurde 1970 in Tirol geboren und studierte Grafik und Visuelle Medien an der Universität Mozarteum Salzburg. Riess lebt und arbeitet heute in Wien und Innsbruck. Seine nahezu fotorealistisch gemalten Pro-tagonisten sind elegant gekleidet und wirken nicht zufällig wie aus einem Modemagazin entsprungen. Dieses bildet einen Archivfundus für den Künstler, aus dem er Bilder entnimmt und sie collagenartig in sei-ner Malerei zu neuen Kontexte zusammenfügt. Doch über all dem schwebt die Irritation ihrer räumlichen Verortung. Das Verwischen der Gesichter durch ges-tisch, gesetzte Pinselhiebe erzeugt eine Atmosphäre des Verschwindens, des Ephemeren, ja Inexistenten, was auch für die Landschaften des Künstlers cha-rakteristisch ist. Die Werkserie „Idole“ benennt unter anderem die Inszenierungen und die Konstruktion von Identitäten im Social-Media-Zeitalter sowie die glatte oberflächliche Werbewelt in der Alterungsprozesse ausgeklammert werden. Indem Riess mit einem abs-trakten Gestus, die Gesichter seiner Figuren verwischt, in denen sich Emotionen und Lebenserfahrungen ein-schreiben, verunmöglicht er den Betrachter den Blick auf ihre Individualität. Mittels partieller abstrakter Ele-mente erfahren seine realistisch gemalten Figuren und Porträts spannungsreiche Brüche und verlagern den Schwerpunkt vom Motiv auf die Malerei selbst und legen offen, dass auch die Malerei selbstredend stets Illusion ist.